Schlaganfallmedizin
Zu den Schwerpunkten unserer Klinik für Neurologie gehört die Behandlung von Schlaganfallpatient*innen. In der Stroke Unit, einer zentralen Überwachungseinheit, erfahren sie eine umfassende Betreuung. Die Klinik für Neurologie ist Teil des Neurovaskulären Netzwerks Ruhr-Nord, in dem verschiedene medizinische Versorgungseinrichtungen zusammengeschlossen sind. Damit stehen alle verfügbaren Methoden der Schlaganfallbehandlung durch eine professionell organisierte Versorgungskette zur Verfügung.
Bereits in der Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst beginnt die Planung einer effektiven Schlaganfallbehandlung. Dieser kündigt Akut-Patient*innen telefonisch an, so dass schon vor dem Eintreffen der Patientin/des Patienten alle Vorbereitungen erfolgen.
Nach dem Patientengespräch und der körperlichen Untersuchung sowie EKG-Ableitung und Blutentnahme wird unmittelbar eine Darstellung des Gehirnes angeschlossen. Je nach Symptomen und Vorerkrankungen der Patient*innen machen wir eine Röntgenschichtaufnahme (Computertomographie) oder eine Kernspintomographie.
Eine weitere wichtige Untersuchung ist die Darstellung der hirnversorgenden Halsgefäße sowie die Darstellung der Hirngefäße. Dies erfolgt mittels moderner Ultraschallgeräte, die sowohl Veränderungen an der Gefäßwand als auch abnorme Blutströmungen darstellen können. Die Diagnostik schafft die unmittelbare Voraussetzung zur Akutbehandlung des Schlaganfalles.
Die Stroke Unit am EvK Herne verfügt über neun Behandlungsplätze. Jeder Überwachungsplatz ist mit einem Monitor ausgestattet, der ermöglicht, kontinuierlich die Herzstromkurve (EKG), den Blutdruck, die Sauerstoffversorgung, die Atmung sowie die Körpertemperatur aufzuzeichnen. Diese Patientendaten werden in einer zentralen Überwachungseinheit im Stationszimmer kontrolliert. Bei Abweichung von Normbefunden erfolgt eine unmittelbare Alarmierung, so dass sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Mehrfach am Tag finden Visiten statt, davon zwei fachärztlich begleitete und eine interdisziplinär durchgeführte Visite. Die Patient*innen werden in enger Zusammenarbeit mit unserer Klinik für Innere Medizin versorgt.
Wesentlicher Bestandteil des Stroke-Unit-Therapiekonzeptes ist neben Diagnostik, spezifischen und allgemeinen Behandlungsmaßnahmen auch eine frühzeitige krankengymnastische, ergotherapeutische und sprachheiltherapeutische (logopädische) Behandlung von Folgeerscheinungen. Das Übungsprogramm für die Schlaganfallpatient*innen beginnt zu einem sehr frühen Zeitpunkt und ist individuell auf die Belastbarkeit der Betroffenen ausgerichtet. Hierbei erlernt die/der Betroffene mit physio-, ergo- und sprachtherapeutischer Unterstützung die Folgen eines Schlaganfalls zu vermindern.
Die Sozialberatung des EvK klärt Patient*innen und Angehörige umfassend über verschiedene Unterstützungs-, Hilfs- und Fördermöglichkeiten auf und bereitet gemeinsam mit dem therapeutischen Team die Entlassung der Schlaganfallpatientin/des Schlaganfallpatienten in eine Rehabilitationseinrichtung, nach Hause oder in eine pflegerische Institution vor.
Das wichtigste spezifische Schlaganfall-Behandlungsverfahren bei akuten Durchblutungsstörungen (Ischämien) ist die Lysebehandlung. Dabei erfolgt die Gabe eines gerinnungsaktiven Medikamentes, das – rechtzeitig verabreicht – die Auflösung des Schlaganfallgerinnsels in der Hirnarterie und die Normalisierung der Hirndurchblutung ermöglicht.
Neben solchen spezifischen Behandlungen ist jedoch auch die Basisbehandlung für das Schicksal der Patient*innen von entscheidender Bedeutung. Durch engmaschige Überwachung der Kreislaufverhältnisse, wie Blutdruck, Herzschlag, Herzrhythmus, Atmung und Körpertemperatur kann bei Abweichungen sofort gegengesteuert werden. Dadurch wird die Schaffung optimaler Kreislaufverhältnisse für das an den Schlaganfall angrenzende Hirngewebe ermöglicht. Dies kann eine Ausdehnung der Infarktzone effektiv verhindern und somit für die Patient*innen die Auswirkungen des Schlaganfalles gering halten.
Manche Schlaganfallformen erfordern weitere spezielle Maßnahmen, zum Beispiel die Behandlung von erhöhtem Hirndruck, die operativ oder konservativ erfolgen kann. Bei bestimmten Formen von Hirnblutungen können auch rasch einzuleitende operative Maßnahmen erforderlich werden.