Erhöhtes Risiko für Depression nach Schlaganfall
PROMoSD-Studie der EvK-Ärzte Prof. Dr. Christos Krogias und Dr. Daniel Richter liefert wichtige Anhaltspunkte
Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen von einem Tag auf den anderen verändern. Das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen eines Schlaganfalls. Bis sie erkannt werden, kann jedoch wertvolle Zeit verstreichen, in der die Betroffenen unnötig leiden. Umso wertvoller ist die Erkenntnis, die Prof. Dr. Christos Krogias, Chefarzt der Klinik für Schlaganfallmedizin, Neurologie und klinische Neurophysiologie am Evangelischen Krankenhaus Herne, zusammen mit seinem Mitarbeiter Dr. Daniel Richter im Rahmen ihrer Studie zum Ultraschallscreening des Hirnstammes gewonnen hat.
Die Region im Gehirn, die hierfür Aufschluss liefert, sind die mesenzephalen Raphe-Kerne. Veränderungen an dieser Stelle stellen vermutlich einen Anfälligkeitsmarker für depressive Störungen dar. „Wenn wir uns nach einem Schlaganfall gezielt diesen Bereich im Gehirn anschauen und eine Veränderung sehen, dann wissen wir, dass bei dem Betroffenen das Risiko, an einer Post-Stroke-Depression zu erkranken, um ein Sechsfaches erhöht ist“, erläutert Professor Krogias.
Die Untersuchung, die dafür erforderlich ist, erfolgt mit einem transkraniellen Ultraschall (TCS). Dieses besondere Bildgebungsverfahren kann gezielte Informationen über diese Hirnstruktur geben, die über die gängigen bildgebenden Verfahren wie dem CT oder dem MRT hinausgehen. Mit der TCS-Untersuchung kann nämlich das Schallwellenreflexionsverhalten verschiedener Hirnstrukturen untersucht werden. Durch Prof. Krogias und Dr. Richter ist diese besondere Expertise seit diesem Jahr im EvK Herne vertreten. Auch Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen, wie z.B. dem Morbus Parkinson zeigen besondere Veränderungen in der TCS-Untersuchung. „Dass die TCS-Untersuchung jedoch hilfreich für die Risikobestimmung einer Post-Stroke-Depression sein kann, war bisher nicht bekannt. Eine solche Untersuchung per TCS wäre eine schnell durchführbare Ergänzung zum bisher üblichen Gefäß-Screening per Ultraschall. So wären wir in der Lage, Betroffene gezielter vorbeugend zu betreuen“, stellt der Chefarzt der EvK-Neurologie fest.
Engmaschige Kontrolluntersuchungen und gegebenenfalls eine medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung könnten sinnvolle Schritte sein, um die drohende Depression abzumildern oder gar zu verhindern. „Das würde die Lebensqualität und -erwartung der Betroffenen stark verbessern“, ist sich Dr. Daniel Richter sicher.
Die Studie PROMoSD, auf der die neu gewonnenen Erkenntnisse basieren, ist weltweit die erste prospektive Studie dieser Art. Prof. Dr. Christos Krogias hat sie gemeinsam mit Dr. Daniel Richter und seinem interdisziplinären Forschungsteam an der Ruhr-Universität Bochum während der letzten zwei Jahre durchgeführt. Das EvK Herne ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Ruhr-Universität.